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Gedenken zum 70. Jahrestag der Zerstörung am 1. März 1945

17. Februar 2015. Am 1. März 1945 wurde Bruchsal von der größten Katastrophe seiner neueren Geschichte getroffen. Bei einem schweren Bombenangriff, der über 80 Prozent der Innenstadt zerstörte, starben binnen 40 Minuten rund 1000 Menschen. Wie viele andere Städte in ganz Europa wurde auch das alte Bruchsal innerhalb kürzester Zeit fast vollständig ausgelöscht. Sein Antlitz hat sich im Zuge des Wiederaufbaus völlig verändert.

Zum 70. Jahrestag der Zerstörung Bruchsals finden in der Stadt am 1. März 2015 zahlreiche Veranstaltungen statt. Lesen Sie hierzu “Bruchsal erinnert an den schicksalhaften 1. März 1945” mit sämtlichen Terminen.

Am Sonntag, den 1. März 2015 zeigt das Cineplex von 9.00 bis 13.00 Uhr jeweils zur vollen Stunde den Dokumentarfilm „Ein grauenhafter Tag liegt hinter uns“. Der Eintritt kostet 1 Euro. Hier sind alle Details zum Film auf der Cineplex-Website.

Vor fünf Jahren wurde dieser Film erstmals in Bruchsal gezeigt. DerBruchsaler berichtete ausführlich darüber. Wer den Film noch nicht kennt, sollte die Gelegenheit jetzt nutzen, um sich mit Bruchsals dunkelster Stunde vertraut zu machen.

  • Bildberichte vom 65. Jahrestag der Zerstörung aus dem Jahr 2010 finden Sie hier.

Ältere Nachrichten

Gedenken zum 65. Jahrestag der Zerstörung am 1. März 1945

[ Pressemeldung der Stadt Bruchsal, Freitag 19. Februar 2010, 01:45 ]

  • Gedenken zum 65. Jahrestag der Kriegszerstörung
  • Bruchsal erinnert an den schicksalhaften 1. März 1945
  • Öffentlichkeit eingeladen / Kranzniederlegung, Gottesdienst und Konzert /
    Eintritt zu drei Filmvorführungen im Cineplex kostenfrei

Bruchsal (pa). Am 1. März 1945 wurde Bruchsal von der größten Katastrophe seiner neueren Geschichte getroffen. Rund 1000 Menschen und über 80 Prozent der Stadt fielen binnen 40 Minuten einem schweren Bombenangriff zum Opfer. Wie viele andere Städte in ganz Europa wurde auch das alte Bruchsal innerhalb kürzester Zeit fast vollständig ausgelöscht.

65 Jahre nach der Kriegszerstörung erinnert die Stadt Bruchsal gemeinsam mit den beiden Kirchen vom Nachmittag bis in den späteren Abend des 1. März an die Schreckenszeit. Das Gedenken beginnt mit Glockenläuten der Bruchsaler Gotteshäuser und der Erstaufführung eines jüngst fertig gestellten Dokumentarfilms um 14 Uhr, dem Zeitpunkt des Angriffs von 1945. Zweimal, um 16 und 21 Uhr, wird der Streifen im Cineplex Bruchsal (Bahnhofstr. 13) bei freiem Eintritt wiederholt; kostenlose Einlasskarten sind jeweils eine halbe Stunde vor jeder Aufführung im Kinofoyer erhältlich. Um 18 Uhr legt Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick an der Gedenktafel des Bergfrieds (Am Alten Schloss) einen Kranz nieder; die Öffentlichkeit ist zur Teilnahme aufgerufen. Um 18.30 Uhr findet in der Stadtkirche eine katholische Messe statt, gestaltet von Pfarrer Hermann Bläsi, der selbst Zeitzeuge dieser schweren Jahre ist. Unter Leitung von Bezirkskantorin Dagmar Große wird zum Gedenken um 19.30 Uhr in der Lutherkirche Gabriel Faurés 1887 entstandenes Requiem op. 48 aufgeführt.

Gedenken am Montag, 1. März zum 65. Jahrestag der Kriegszerstörung von Bruchsal

Ab 13.50 Uhr: Läuten der Bruchsaler Kirchenglocken
14.00 Uhr: Erstaufführung des Dokumentarfilms „Ein grauenhafter Tag liegt hinter uns“ im Cineplex
16.00 Uhr: Zweite Aufführung des Dokumentarfilms
18.00 Uhr: Öffentliche Kranzniederlegung durch Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick am Bergfried
18.30 Uhr: Katholische Messe in der Stadtkirche
19.30 Uhr: Konzert in der Lutherkirche: Gabriel Fauré, Requiem op. 48
21.00 Uhr: Dritte Aufführung des Dokumentarfilms „Ein grauenhafter Tag ...“

Der Dokumentarfilm „Ein grauenhafter Tag liegt hinter uns“

Knapp 45 Minuten dauert die neue, zum 65. Jahrestag erstellte Dokumentation, die am 1. März insgesamt dreimal im Cineplex zu sehen sein wird. Regisseur Dirk Weiler, 1975 in Bruchsal geboren und als selbstständiger Filmemacher bereits mehrfach prämiert, darunter beim Bundesfilmfestival des Bundes Deutscher Filmautoren, zeichnet unter dem Titel „Ein grauenhafter Tag liegt hinter uns“ die Zerstörung Bruchsals 1945 durch Zeit- und Augenzeugenberichte sowie historische Bilddokumente nach. Ein weiteres sprechendes Zeugnis sind kurze Erlebnisberichte, die eine Lehrerin 1950 Bruchsaler Schulkinder aufschreiben ließ, die den Angriff miterlebt hatten. Schüler des Justus-Knecht-Gymnasiums haben ausgewählte ergreifende Passagen dieser Dokumente für die Vertonung des Films gesprochen.

„Ich selbst entstamme einer Generation, der das Gedenken an diesen Angriff viel vertrauter war als den Jahrgängen heute“, erläutert Weiler seine Motivation, diesen Dokumentarfilm zu produzieren. „Zu meiner Grundschulzeit ertönten am 1. März jeden Jahres die Luftschutzsirenen und wir hielten in der Schule eine Gedenkminute. Die Erzählungen von Verwandten, die diese Zeit miterlebt hatten, war damals ebenfalls noch viel gegenwärtiger als heute.“ Denn unabwendbar werden die Zeitzeugen weniger. „Neue Generationen vergessen unter Umständen, wie nahe der Krieg einst war. Der Frieden, in dem wir heute leben, ist uns selbstverständlich geworden.“

Um heutigen Schülern die Ereignisse von 1945 nahezubringen, können Lehrkräfte in der Woche vom 2. bis 5. März im Cineplex bei gleichfalls freiem Eintritt morgendliche Schülervorführungen buchen. (Weitere Informationen: Stadt Bruchsal, Hauptamt, Abt. Kultur, Tel. 07251/79-380, -183 und -103, mobil 0172/7409826, E-Mail: thomas.adam@bruchsal.de)

Der schwärzeste Tag

Bis heute wird über den Grund dieses Angriffs auf Bruchsal diskutiert. Was besaß die Stadt, was galt sie bei den gegnerischen Strategen, die ein solches Bombardement mit 116 viermotorigen „Fliegenden Festungen“ anordneten? Das Hauptargument für Bruchsal als Angriffsziel war seine exponierte verkehrsgünstige Lage, insbesondere der Eisenbahnknotenpunkt. Deutsches Militär und Waffenmaterial flossen über diese Verbindung nach Westen an die Front, und die Alliierten hofften, den Schienenverkehr wenigstens lähmen zu können. Weil zudem in den letzten Kriegsmonaten der noch verbliebene Durchhaltewille der Deutschen bewusst gebrochen werden sollte, waren nicht nur Bahnanlagen, sondern auch große Teile der Stadt durch den Angriff betroffen.

Über das, was während dieser knappen Dreiviertelstunde und an den Tagen danach in der Stadt geschehen ist, wurde schon viel geschrieben. Das Grauen hat Narben hinterlassen, Erinnerungen und Emotionen. Einer von denen, die ihre Eindrücke zu Papier brachten, war der Standesbeamte Josef Dreher. Dessen ganze Sorge galt an diesem 1. März 1945 seiner Frau, die im Bruchsaler Krankenhaus lag. Auf dem Weg dorthin traf Dreher den Hofpfarrer Eduard Böhler. „Seine erste Frage, ob das Schloss und seine Kirche brenne, musste ich ihm bejahen und auf seine weitere Frage bestätigen, dass wohl die ganze Stadt mit Ausnahme der Pfarrei St. Peter in Flammen stehe.“ Wenig später versuchte Dreher ins Stadtinnere und zum Rathaus zu gelangen. Alle Zugänge aber waren versperrt durch Sprengtrichter, Schuttmassen eingestürzter Häuser, eine gewaltige Flammenentwicklung und beißenden Rauch. Nach mehreren Versuchen erreichte Dreher schließlich den Holzmarkt. „Von hier aus gesehen, glich die Kaiserstraße einem einzigen Feuermeer; die Feuergewalt der brennenden Häuser rechts und links war so stark, dass die Feuergarben aus den zwei- und dreistöckigen Häusern auf der Straßenmitte zusammenstießen.“

Diese besonders verheerende Facette der Katastrophe wurde ausgelöst durch den Einsatz von fast 50.000 Stabbrandbomben. Die zahllosen Einzelfeuer, die sie in der Stadt entfachten, vereinigten sich bald zu jenem Flächenbrand, den Dreher hilflos mit ansehen musste. Durch die Flammen wurde der Sauerstoff abgezogen, giftiges Kohlenmonoxid drang in die Luftschutzkeller ein. Dort erstickten die Menschen, die sich in Sicherheit geglaubt hatten. Zu Dutzenden mussten die Toten später aus den Kellern geborgen werden.

Erst eine ganze Woche nach dem verheerenden Angriff wurde, von der hohen Zahl an Toten ganz zu schweigen, allmählich auch das materielle Ausmaß der Zerstörung deutlich. Der damalige Stadtpfarrer Alfons Beil notierte in seiner Kirchenchronik: „Ein einziges Trümmerfeld vom Eisenbahnsignalwerk in der Rheinstraße bis an die große Brücke und die Ritter- und Tunnelstraße, vom Damianstor bis zur Büchenauerbrücke. Im Gebiet der Stadtpfarrei diesseits der Bahn stehen keine zehn bewohnbare Häuser mehr.“ Zusammen mit Pforzheim zählte Bruchsal, vom Verhältnis der Trümmermenge zur Einwohnerzahl und zum Anteil zerstörter Wohnungen her gesehen, zu den am stärksten betroffenen Luftkriegszielen in Südwestdeutschland.

So hatte mit den Menschen auch die Stadt selbst nahezu alles verloren, was zuvor ihre Individualität ausmachte. Viel Unersetzliches an Bausubstanz war vernichtet: die alte Bischofsburg im Stadtzentrum, das Barockschloss, sämtliche Kirchen mit Ausnahme von St. Peter. Deren heil gebliebene Zwillingstürme überragten fortan weithin sichtbar die Ruinen der völlig zerstörten Altstadt. Vielen Bruchsalern hat sich dieses symbolstarke Bild unvergesslich eingeprägt.

Auszug aus: Thomas Adam: Kleine Geschichte der Stadt Bruchsal, 2006

Weitere Informationen

Stadt Bruchsal, Hauptamt, Abt. Kultur, Tel. 07251/79-380, -183 und -103, mobil 0172/7409826, E-Mail: thomas.adam@bruchsal.de)

 

Zu der Diashow

Bilder vom 1. März 2010

Bruchsal im März 1945. Klicken Sie:

Schloss Bruchsal 1945. Links der Ehrenhof, halbrechts das Torwachtgebäude.
Schloss Bruchsal 1945. Zu etwa 80% zerstört.
Bruchsal nach dem Bombenangriff am 1. März 1945

Zu den Fotos

Die hier gezeigten Fotos wurden kurz nach dem Bombenangriff am 1. März 1945 aufgenommen. (Archiv der Stadt Bruchsal). Klicken Sie darauf, und Sie erhalten ein größeres Bild.

Weitere Links

Weitere historische Bruchsaler Ansichten in der Bildergalerie.

Webblog Hallo Bruchsal! (Sie können kommentieren).

Schloss Bruchsal - Zerstörung und Wiederaufbau (private Website).

 

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