„Ambulant vor stationär“ lautet der Grundsatz, wenn es um die Betreuung und Versorgung älterer Menschen geht: Das bedeutet, dass Senioren so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung leben können.
Hierfür gibt es eine ganze Reihe von individuellen Unterstützungsmöglichkeiten. Um diese ausschöpfen zu können, hat der Gesetzgeber die Einrichtung von sogenannten „Pflegestützpunkten“ vorgesehen. Deren Aufgabe ist es, umfassend und unabhängig über die gesetzlichen Rechte und Pflichten zu informieren und bei der Auswahl und Inanspruchnahme von konkreten Leistungen und Hilfsangeboten behilflich zu sein.
Für den ersten Pflegestützpunkt im Landkreis Karlsruhe unterzeichneten am 2. März Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick und die Bürgermeister Ulrich Hintermayer, Reinhold Gsell, Thomas Ackermann, Sven Weigt und Helmut Kritzer die entsprechende Vereinbarung über die Einrichtung und den Betrieb in Bruchsal.
„Mit dem Pflegestützpunkt Bruchsal wird das Angebot für die älteren Menschen und ihre Angehörigen transparenter und durch eine bessere Vernetzung mit allen Diensten und Einrichtungen können Pflegeberatungsangebote überdies leichter ausgebaut werden“, sagte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel bei der Unterzeichnung. Mit der Einrichtung übernehme der Landkreis Karlsruhe eine Vorreiterrolle und sei einer der wenigen Kreise im Land, dem bereits ein zweiter Pflegestützpunkt zugesagt sei. Insgesamt werden im Kreis fünf Pflegestützpunkte für eine flächendeckende Versorgung benötigt.
„Der neue Pflegestützpunkt hat eine Koordinierungs-, Vernetzungs- und Beratungsfunktion“ erläuterte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, der das Konzept besonders gut gefalle, da die Hemmschwelle der Kontaktaufnahme gering sei und eine Vernetzung mit bereits bestehenden ehrenamtlichen Gruppierungen wie dem Kreisseniorenrat erfolge. „Die räumliche Unterbringung soll deshalb beratungsnah zu den jetzigen Seniorenangeboten erfolgen.“ Auch die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden begrüßten das Konzept, das eine gemeindeübergreifende Beratung mit Sprechstunden in allen Gemeinden vorsieht.
Träger des Pflegestützpunktes sind die Pflegekassen sowie die Kreise, Städte und Gemeinden. Neben den bereits eingerichteten Informations-, Anlauf- und Vermittlungsstellen in kommunaler Trägerschaft sollen aber ausdrücklich auch die Beratungsangebote in freigemeinnütziger Trägerschaft mit einbezogen werden. Landrat Dr. Schnaudigel bot den Ligaverbänden im Landkreis ausdrücklich das Gespräch an, um auch hier zu einem guten und partnerschaftlichen Miteinander zu kommen.
Besondere Erwähnung fand auch die kurze Realisierungszeit des Projekts. Nachdem sich die Landesverbände der Pflege- und Krankenkassen sowie der Kommunen in Baden-Württemberg Mitte Dezember 2008 über eine Kooperation einig waren, fanden bereits ab 5. Februar 2009 erste Gespräche der Landkreisverwaltung mit den Städten Bruchsal und Kraichtal sowie den Gemeinden Karlsdorf-Neuthard, Forst, Hambrücken und Ubstadt-Weiher statt. Der Kreistag gab am 23. April 2009 grünes Licht und dass die Vereinbarung nur rund ein dreiviertel Jahr später besiegelt werden kann, sei ein Beleg, dass man ausdrücklich hinter dem Projekt stehe, betonte der Landrat. Er dankte allen Beteiligten, sich auch in Zeiten knapper Kassen der Weiterentwicklung von Beratungsangeboten für Senioren nicht zu verschließen. Untergebracht sein wird der Pflegestützpunkt zukünftig im Bruchsaler Rathaus. Präsenzzeiten sind aber auch in den umliegenden Gemeinden vorgesehen.
Im Pflegestützpunkt werden die pflegerischen, sozialen und umfeldbezogenen Anfragen, auch im Vor- und Umfeld der Pflege, aufgenommen und unter Einbindung aller verantwortlichen Stellen sowie unter Berücksichtigung der Angebotsvielfalt der Leistungsträger und Anbieter neutral bearbeitet. Die Bürger erhalten eine zentrale, kompetente Anlaufstelle, die in der Lage ist, rasch einen umfassenden Überblick über Wege und Möglichkeiten zu verschaffen und trägerübergreifend Transparenz herzustellen.
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